Können wir Leitungswasser bedenkenlos trinken?
Ohne Wasser würden wir nicht überleben. Ein Erwachsener sollte täglich zwei bis drei Liter Wasser trinken. Dabei wird entweder zu Wasser aus der Flasche mit oder ohne Kohlensäure gegriffen oder auch zu Leitungswasser. Einige befürchten allerdings, dass Leitungswasser gesundheitsschädlich sein könnte und Mineralwasser aus der Flasche mehr Mineralstoffe bietet. Viele fragen sich daher, ob man das Leitungswasser wirklich bedenkenlos trinken kann.
Woher kommt das Leitungswasser in Deutschland?
Laut Umweltbundesamt wird der Großteil des Trinkwassers (etwa 70 %) in Deutschland von den Wasserwerken aus Grund- und Quellwasser aufbereitet. Zwölf Prozent stammen Seen oder Talsperren und ein Prozent aus Flusswasser. Die restlichen zwölf Prozent kommen vom Oberflächen- und Grundwasser.
Je nachdem, woher das Wasser stammt, verläuft die Aufbereitung unterschiedlich.
Grundwasser sickert durch verschiedene Bodenschichten und wird so filtriert. Gegebenenfalls werden in den Wasserwerken noch Stoffe wie Mangan oder Eisen entfernt. Wasser aus Talsperren muss gefiltert und desinfiziert werden. Viele Wasserversorgen nutzen Aktivkohle, um Spurenstoffe herauszufiltern.
Über die Rohrleitungen der Wasserversorger gelangt das Wasser nach der Aufbereitung bis zum Hausanschluss. Ab dem Hausanschluss gilt die Trinkwasserverordnung nicht mehr und der Eigentümer ist für die Qualität verantwortlich.
Wie gesund ist Leitungswasser?
Leitungswasser gilt als das am besten geprüfte und überwachte Lebensmittel in Deutschland. Um die Qualität des Leitungswassers zu gewährleisten, gibt es die sogenannte Trinkwasserverordnung. Diese sorgt dafür, dass keine Schadstoffgrenzwerte im Leitungswasser überschritten werden.
Die Qualität wird regelmäßig durch das Gesundheitsamt und auch durch die Wasserwerke geprüft. Dabei werden biologische, chemische und physikalische Parameter berücksichtigt. Die Kontrollen finden sowohl nach der Gewinnung als auch nach der Aufbereitung und während der Verteilung statt. Die Qualität des Leitungswassers auch deutschen Wasserwerken ist somit einwandfrei. Ab dem Hausanschluss ist allerdings der Eigentümer für die Qualität des Wassers verantwortlich.
Ist Leitungswasser gesünder als Mineralwasser?
Sowohl das Leitungswasser als auch Mineralwasser aus der Flasche unterliegen gesetzlichen Kontrollen, die dafür sorgen, dass die Schadstoffgrenzwerte nicht überschritten werden. Allerdings muss Leitungswasser durch die Trinkwasserversorgung strengeren Richtwerten entsprechen.
ÖKO-Test bestätigte 2019, dass Mineralwasser aus der Flasche mehr Schadstoffe enthalten kann als Leitungswasser.
Ein Drittel aller getesteten Wasser in Flaschen war belastet. Nicht jedes Mineralwasser enthält zudem auch mehr Mineralien als Leitungswasser. Der Mineralstoffgehalt ist sowohl beim Leitungswasser als auch beim Mineralwasser aus der Flasche abhängig von der Region, aus dem es stammt.
Im Vergleich zu Wasser aus der Flasche enthält Leitungswasser laut Stiftung Warentest häufig sogar mehr Mineralien und weniger bedenkliche Rückstände. Im Leitungswasser finden sich gelegentlich Rückstände von Medikamenten, welche sich nicht rausfiltern lassen, aber unbedenklich für die Gesundheit sind.
Welche Giftstoffe können in das Leitungswasser gelangen?
Ins Grundwasser gelangen schädliche Substanzen unter anderem durch die Landwirtschaft. Die dort eingesetzten Pestizide und Düngemittel wie Nitrate gelangen in Seen oder Flüsse oder sickern durch den Boden ins Grundwasser. Dies hat zur Folge, dass im Grundwasser eine hohe Menge an Nitrat vorhanden ist. Zudem können auch aus dem Abwasser Schadstoffe ins Wasser gelangen. Chemikalien, vor allem Reste von Arzneimitteln können nicht komplett herausgefiltert werden und gelangen so aus den Klärwerken wieder in den öffentlichen Wasserkreislauf. Dennoch kann das Leitungswasser bedenkenlos getrunken werden, da es gefiltert wird und strengen Kontrollen unterliegt.
Allerdings können Schadstoffe aus den hauseigenen Rohrleitungen ins Leitungswasser gelangen.
Vor allem Blei, Nickel, Kupfer und Cadmium können besonders gesundheitsschädlich sein. Bleirohre gibt es heutzutage nur noch selten, in einigen Altbauten sind sie allerdings noch vorhanden.
Qualität des Leitungswassers testen
Wer wissen möchte, wie gut die Qualität des Leitungswassers ist, kann sich an das Gesundheitsamt wenden. Dieses kann die Kontaktdaten eines Trinkwasserlabors in der Nähe nennen. Dorthin kann eine Wasserprobe gesendet werden, woraufhin diese auf Schadstoffe getestet wird. Im Internet lassen sich auf der Webseite der Stadt oder Gemeinde ebenfalls häufig Informationen über die Wasserqualität finden.
Zudem gibt es auch die Möglichkeit, das Leitungswasser zu Hause selbst zu testen. Dafür bieten diverse Firmen Wassertests für zu Hause an, mit denen das Wasser auf Bakterien, Legionellen und toxische Schwermetalle getestet werden kann.
Wann sollte Leitungswasser besser nicht getrunken werden?
In deutschen Privathaushalten kann Leitungswasser bedenkenlos getrunken werden. Nur in sehr alten Häusern kann es in seltene Fällen vorkommen, dass das Wasser durch die Rohre gesundheitsschädlich ist. In öffentlichen Einrichtungen wie Sporthallen oder Bahnhöfen können Keime vorhanden sein. Diese sind allerdings nicht im Wasser selbst enthalten, sondern können sich an dem Hahn befinden, da dieser dort von vielen Personen angefasst wird.
Vorsicht ist geboten, wenn das Wasser mehrere Tage in der Leitung stand, beispielsweise nach einem Urlaub.
In diesem Fall sollte der Wasserhahn zunächst einige Sekunden laufen, bevor das Wasser getrunken wird. In einigen anderen Ländern, vor allem in tropischen Ländern und einigen Staaten Südostasiens, ist das Leitungswasser allerdings nicht zum Trinken geeignet. Vor der Reise ins Ausland sollte man sich unbedingt darüber informieren, ob das Leitungswasser gesundheitsschädlich ist oder bedenkenlos getrunken werden kann.