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Entwicklung der Mülltrennung – Plastikverpackungen häufig nur schwer recycelbar

Plastikverpackungen
Entwicklung der Mülltrennung – Plastikverpackungen häufig nur schwer recycelbar

Der Blick in Deutschlands Supermärkte beweist, dass Plastikverpackungen aus unserem Alltag nicht wegzudenken sind. Allerdings gibt es viele Vorteile, die für die Verpackungen sprechen.
Vom leichten Gewicht über handliche Abmessungen bis hin zur Geruchsbindung und dem Schutz vor UV-Licht: Wurst, Käse, Salate & Co. Wirken in Plastik auch nach einigen Tagen noch frisch und lecker.

Viele Vorteile für den Lebensmittel-Handel

Klassische Plastikschalen sind mit mehrlagigen Folien verschlossen. Hersteller sowie Verbrauchern profitieren von deren Vorteilen, da Lebensmittel für lange Zeit haltbar bleiben. Doch die Probleme beginnen nach deren Nutzung für die Abfallwirtschaft.

Heute ist es ungefähr 30 Jahre her, als im deutschen Bundesgesetzblatt im Juni 1991 erstmals Regeln zur Mülltrennung publiziert wurden.

Daraufhin traten die Regeln schrittweise in den Jahren 1991, 1992 und 1993 in Kraft. Gelbe Tonnen und Gelbe Säcke wurden bundesweit eingeführt. Die mittlerweile als Gesetz eingeführte Verordnung verpflichtet Hersteller und Händler zur Einhaltung bestimmter Pflichten. Seitdem entrichten die Unternehmen Gebühren zur Sortierung, Abholung sowie Verarbeitung der Verpackungen.

Plastikschalen
Klassische Plastikschalen sind mit mehrlagigen Folien verschlossen

Was sind duale Systeme?

Diese Lizenzentgelte verwalten zwischengeschaltete Firmen, welche duale Systeme heißen.
Das bekannteste dieser Unternehmen ist das in Köln ansässige DSD mit dem Grünen Punkt als Markenzeichen. Diese dualen Systeme finanzieren durch ihre Einnahmen wiederum Müllabführen, Sortierer sowie Verwerter.

Einst setzte Deutschland Maßstäbe

Ein Ansprechpartner rund um dieses Thema ist Abfallspezialist Henning Wilts, der sich als Vertreter des Wuppertal-Instituts an die Anfänge des Recycling-Systems erinnert.

Das Recycling wurde damals eingeführt, um einem Anstieg von Müllfluten entgegenzuwirken.

Damals galt Deutschland als eines der ersten Länder weltweit, in dem private Unternehmen zur Verpackungsentsorgung engagiert wurden. Anfangs reduzierte sich die Müllmenge deutlich, da Hersteller aus Kostengründen weniger Verpackungen nutzten.

Gesetzte Ziele werden verfehlt

Doch mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Längst hat die Recyclingbranche nicht alle gesetzten Ziele erreicht. Ein wichtiger Grund für diese besorgniserregende Entwicklung ist, dass sich Plastikschalen in Supermärkten in rauen Mengen aneinanderreihen. Derartige Verbundverpackungen erschweren hochwertige Recyclingprozesse.
Problematisch ist hierbei, dass aus mehreren aufeinander geklebten Schichten bestehende Folien nicht wiederverwertbar sind. Statistiken aus dem Jahr 2019 belegen, dass in diesem Jahr knapp 60 Prozent aller Kunststoffe recycelt wurden. Das heißt jedoch im Umkehrschluss, dass über 40 Prozent der Verpackungen zur Energieerzeugung verbrannt wurden. Damit verbundene Anforderungen werden verschärft. So ist für 2022 avisiert, bis zu 63 Prozent an Kunststoff zu recyceln.

Recyclingbranche
Längst hat die Recyclingbranche nicht alle gesetzten Ziele erreicht

Zu wenig recycelbare Verpackungen

Das heißt dennoch, dass hierzulande große Mengen an Müll angesammelt werden, um diese größtenteils zu verbrennen. Dadurch wird Zement- und Stahlwerken zwar Energie zugeführt. Allerdings wird Plastik nicht genügend bei der geplanten Kreislaufwirtschaft berücksichtigt.

Die wichtigste Ursache für dieses Problem ist nach Aussagen von Alba-Chef Schweitzer das falsche Verpackungs-Design.

Die meisten Verpackungen sind schlichtweg nicht dafür konzipiert, um optimal recycelt werden zu können. Ebenso problematisch sind Plastikbecher, die von Pappbanderolen ummantelt und mit Alufolien versehen sind.
Verbraucher könnten die Mülltrennung zwar vorbereiten und einzelne Bestandteile der Becher vorsortieren. Doch der Blick in die Praxis beweist, dass sich nur die wenigsten Verbraucher diese Mühe machen.

Mehr Verantwortung für Handel und Industrie

Deshalb raten Umweltschützer an, Handel und Industrie bei der Produktion stärker unter die Lupe zu nehmen und zu verpflichten. Dadurch müssten Verpackungen derart angepasst werden, um Verpackungen nach ihrer Verwendung wieder recyceln zu können. Diesen Standpunkt vertreten neben Vorgesetzten von Alba ebenfalls Vertreter von Veolia oder Remondis.
Ihrer Meinung entwickle sich die Konzeption von Verbundverpackungen ebenfalls zu Lasten des Recyclings. Als kritisch werden ebenfalls Kunststoffverpackungen mit rußbasierten eingefärbten Pigmenten betrachtet. Schließlich sind diese Verpackungen mit moderner Technologie nicht sortierbar.

Mehr Verantwortung für Handel und Industrie
Mehr Verantwortung für Handel und Industrie

Drohen deutschen Unternehmen Strafzahlungen?

In den Augen von Umweltexperte Wilts sei es ein schwerer Fehler, dass Verpackungsgesetze nicht genügend auf Recyclingfähigkeit achten. Viele große Konzerne bemühen sich zwar stetig. Doch zahlreiche Maßnahmen sind freiwillig und erfolgen nur zu zaghaft. Andere Zustände herrschen in Frankreich vor. In diesem Land müssen Unternehmen Strafen bezahlen, wenn sie keine wiederverwertbaren Verpackungen einsetzen.

Diese Maßnahmen wären nach Meinung von Wilts auch für in Deutschland ansässige Firmen sinnvoll.

Auf Missverständnis stößt außerdem § 21 des aktuell gültigen Verpackungsgesetzes. Laut diesem Paragraphen sind duale Systeme zur ökologischen Gestaltung von Beteiligungsentgelten und zur Unterstützung von recyceltem Plastik verpflichtet.
Die Formulierung des Paragraphen ist jedoch so vage, dass keine Verpflichtung nach Branchenlesart besteht. Demzufolge dürfen duale Systeme alle Unternehmen nur gering bepreisen, welche nicht recyclingfähige Verpackungen etablieren. Sollten die Firmen einen hohen Preisaufschlag bezahlen, würden die Produzenten einfach zu einem anderen dualen System wechseln.

Gute Chancen auf Hoffnung?

Dennoch könnte sich bald eine Besserung einstellen. Laut Verpackungsgesetz ist die Bundesregierung verpflichtet, weitere Schritte bis zum Jahresende einzuleiten.
Dabei wäre es dringend notwendig, dass sich immer mehr Firmen für eine Verwendung recyclingfähiger Verpackungen engagieren – zur Anregung der Kreislaufwirtschaft. Dadurch ist nicht ausgeschlossen, dass sich Plastikschalen zunehmend vom Markt eliminieren und im Gegenzug von umweltfreundlichen Verpackungen ersetzt werden.