Schummeln im Studium – Kein Kavaliersdelikt
Täuschen oder tarnen: Einige Hochschüler lassen keine Bemühungen unversucht, um sich durch das Studium zu mogeln. Um Arbeiten und Prüfungen mit neuen Schummeleien zu bestehen, sind der Ideenvielfalt nur wenige Grenzen gesetzt.
Einfaches Abschreiben ist längst überholt
Moderne Studenten schreiben die in Arbeiten oder Prüfungen geforderten Inhalte nicht einfach ab. Sie haben einen Bluetooth-Stecker im Ohr, über den sie sich die passenden Antworten durch eine weitere Person einflüstern lassen.
Dem Ideenreichtum der Studierenden sind nur wenige Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, sich durch die Prüfungen zu schummeln.
Es drohen harte Strafen
Allerdings sind diese Betrugsversuche im Studium alles andere als ein Kavaliersdelikt. Wer erwischt wird, muss mit harten Strafen rechnen. Diese Aussichten hindern viele Studenten aber nicht daran, bei Prüfungen und in vergleichbaren Situationen zu unsauberen Tricks zu greifen.
Einer Studie der Universität Bielefeld zufolge gaben vier von fünf Studenten zu, schon einmal diese Tricks angewendet zu haben.
Im Rahmen dieser Untersuchung wurden von 2009 bis 2012 mehrfach bis zu 6.000 Studenten unterschiedlicher Hochschulen befragt. Deren Aussagen zufolge reicht die Bandbreite an Schummelversuchen vom Erstellen von Spickzetteln über ein Abschreiben in Klausuren bis hin zum Fälschen von Laborversuchen oder dem Plagiat.
Problemen wie diesen können Professoren oder Prüfungsausschüsse beispielsweise entgegenwirken, indem sie eine Plagiatsprüfung durchführen.
Plagiate sind in Master- und Bachelorarbeiten gängig
Diese Problematik ist Spezialisten wie Juraprofessor Gerhard Dannemann – einem deutschen Wissenschaftler für Recht – durchaus bewusst.
Der Jurist setzte sich in seiner Vergangenheit bereits intensiv mit dem Thema Plagiate auseinander. Seinen Schätzungen zufolge ist hierzulande rund ein Fünftel aller Master- und Bachelorarbeiten auf Plagiate zurückzuführen.
Viel Kreativität bei Betrugsversuchen
Beim Schummeln beweisen die angehenden Akademiker viel Kreativität. So sind Spickzettel heutzutage keine klassischen handgeschriebenen Zettel mehr, sondern technisch wesentlich verfeinert.
Von Mogelpackungen in Formelsammlungen bis hin zum ausgedruckten Flaschenetikett sind der Fantasie nur wenige Grenzen gesetzt.
Entsprechende Vorlagen stehen sogar im Internet zur Verfügung. Andere Studenten übersenden Handyfotos von den Aufgaben, um daraufhin die Lösungen via SMS oder mündlich durch drahtlose Ohrstecker zu erhalten. Andere Studierende verstecken ihre Smartphones wiederum in Tetrapaks, die sich aufklappen lassen.
Weitere Optionen sind Smartwatches, die als Spickzettel umfunktioniert werden. Es gibt sogar ein im Ausland tätiges Unternehmen, dass diese Trickuhren im Set mit einer Spezialbrille verkauft. Der digitale Spickzettel ist nur über die Brille lesbar. Für andere erscheint der Bildschirm leer.
Klingelnde Handys als Betrugsversuch
Auf zahlreiche dieser Schummelversuche haben Universitäten und andere Hochschulen jedoch mittlerweile reagiert. So ist die Handynutzung in Klausuren an den meisten Hochschulen inzwischen verboten. Ein klingelndes Telefon in dem Prüfungsraum genügt, um dieses als Täuschungsversuch zu betrachten.
Zudem sei es oft nicht mehr möglich, eine andere Person zur Prüfung zu schicken. Denn häufig kontrollieren Prüfer heutzutage den Personalausweis. Andere Tricks sind bislang noch immer nicht aus der Mode gekommen. So ist es immer noch üblich, dass sich Studenten auf der Toilette verabreden oder diese als Versteck zur Schummelei nutzen. Auf dem „stillen Örtchen“ wartet in diesen Fällen ein Kommilitone, ein Lehrbuch oder Spickzettel.
Strafen vom Punkteabzug bis hin zur Exmatrikulation
Bei diesen Tricks sollten sich Studierende jedoch vor Augen führen, dass für diese Schummeleien harte Strafen drohen. Eine vergleichsweise milde Strafe ist beispielsweise ein Punkteabzug, falls Studenten beim Verfassen einer Hausarbeit Zitate nicht als solche gekennzeichnet haben.
Werden die Prüfung infolge eines Betrugsversuchs sogar als durchgefallen bewertet, sind die Folgen im Bachelor-Studiengang verheerend.
War dieses Examen eine Pflichtprüfung und kann der Test nicht wiederholt werden, ist das Studium erfolglos beendet. In einigen Prüfungsordnungen ist sogar vermerkt, dass Studenten nach diesen Täuschungsversuchen endgültig durch den Studiengang gefallen sind. Gehen Studenten bei den Betrugsversuchen nicht sorgfältig vor, entlarven sie sich zum Teil sogar selbst.
Ein Professor berichtet von zwei Studentinnen, die per Teamarbeit unterschiedliche Aufgaben einer Klausur jeweils doppelt bearbeiteten. Vor der Abgabe der Arbeit tauschten die Kommilitonen zwar die Zettel aus. Doch da das Klausurpapier eine unterschiedliche Farbgebung hatte, fiel der Betrug schnell auf.