Kultur einmal anders: Aus den eigenen vier Wänden
Die derzeitige Corona-Pandemie stellt unseren Alltag auf den Kopf. Von Konzerten über Gottesdienste bis hin zu sportlichen Großveranstaltungen oder Theateraufführungen – alle Live-Events sind derzeit in Deutschland abgesagt.
Dennoch lassen es sich viele Künstler und Institutionen nicht nehmen, durch virtuelle Angebote dennoch einen passenden Ausgleich zu schaffen.
Virtuelle Gottesdienste
Zur Osterzeit ist es für viele Kirchen selbsverständlich, ihre Gottesdienste auch online oder über andere Wege zur Schau zu stellen. Ein Beispiel ist die Frauenkirche in Dresden, von der aus am Karfreitag ab 10 Uhr beispielsweise der ARD-Fernsehgottesdienst übertragen wird.
An ähnliche Services wie diesen schliessen sich ebenfalls Institutionen wie der Liebfrauendom in München oder die St. Gotthard-Kapelle im Mainzer Dom an. Ein anderes Beispiel ist die Predigt vom Ostersonntag aus dem Berliner Dom, die Interessierte über die Internetseite des Gotteshauses live streamen konnten.
Kinovergnügen trotz Corona
Obwohl die „Känguru-Chroniken“ planmäßig über die Filmleinwände in Kinos flimmern sollten, müssen Filmfans auf diese brandneuen Streifen nicht verzichten. Stattdessen ist der Film aktuell über Video-on-Demand-Plattformen wie Amazon oder iTunes erhältlich. Aktuell ist das Studio Universal der erste große US-amerikanische Verleih, der erst vor kurzer Zeit in den Kinos gestartete Produktionen nun online stellt. Die Rede ist von Filmen wie „Emma“ oder „Der Unsichtbare“, die mittlerweile für eine Ausleihgebühr von 17,99 Euro erhältlich sind.
Etwas günstiger ist dabei Arthouse-Filmverleih Grandfilm, der in Zeiten der Corona-Pandemie Filme zum Preis von 9,99 Euro als Stream zum Ausleihen offeriert. Mit diesem Service verfolgt dieser Filmverleih außerdem einen ganz besonderen Zweck. Die Einnahmen werden mit all den Kinos geteilt, in denen die jeweiligen Filme ansonsten laufen würden.
Ein anderes Konzept verfolgt wiederum das Frankfurter Lichter-Filmfest, das einige Programmteile auf eine Onlineplattform umlagert. Deshalb werden im World Wide Web vom 21. bis 26. April sogenannte Lichter-On-Demand-Filme und Gesprächsformate ausgestrahlt. Gegen eine Leihgebühr von 8 Euro können Filmfans dann all die Streifen als Video-on-Demand abrufen, die ansonsten während des Festivalzeitraums präsentiert worden wären.
Neuigkeiten aus der Popkultur
Die Veranstalter des Montreux Jazz Festivals reagieren ebenfalls auf die Corona-Krise und stellen über das Portal Stingray Quello mehr als 50 Konzerte als Streaming unentgeltlich zur Verfügung. Diese Konzertvielfalt reicht von Deep Purple und Carlos Santana über Marvin Gaye und Nina Simone bis hin zu Johnny Cash oder Ray Charles.
Wer dann bei dem Johnny Cash-Konzert auf den Geschmack gekommen ist, darf sich auf Arte auf ein besonderes Schmankerl freuen. Bis zum 20. April haben alle Zuschauer die Möglichkeit, sich in der Mediathek eines der berühmten Gefängniskonzerte von Johnny Cash aus dem Jahre 1976 anzuschauen.
Eine weitere Initiative wurde von Berliner Clubs initiiert. Unter dem Motto „United we Stream“ übertragen die Clubs aktuell an jedem Abend um 19 Uhr Live-Sets verschiedener DJs. Die Streams sind in der Mediathek von Arte erhältlich.
Highlights für Klassikenthusiasten
Noch bis zum 3. Mai präsentiert die Opera National de Paris online die Ope „Carmen“ von Georges Bizet. Die Inszenierung von Calixto Bieito ist somit noch für einige Zeit zugänglich. Außerdem präsentiert die Oper aktuell regelmäßig die barocke Ballettoper „Les Indes Galantes“ von Jean-Philippe Rameau. Eine moderne Note erhielt die Ballettoper durch den französischen Jungregisseur „Clément Cogitore“. Dieser Regisseur arbeitete den sogenannten Krump – einen expressiven Freestyletanz – in die Oper ein.
Zudem möchte es sich auch die Deutsche Oper Berlin nicht nehmen lassen, Klassikenthusiasten auch während der Zeit der Corona-Krise zu begeistern. Erstmals stellt die Institution ein Onlineprogramm zur Verfügung, das von Mozarts „Don Giovanni“ über Ludwig van Beethovens „Fidelio“ bis hin zu „Don Carlos“ von Giuseppe Verdi reicht.
Diese Freude möchte die Hamburger Elbphilharmonie auch dem Publikum bereiten. Denn auch diese Philharmonie stellt mittlerweile zahlreiche verschiedene Angebote im Internet zur Schau. Wer dann den Titel „#EölphiAtHome“ eingibt, darf sich beispielsweise auf halbstündige Konzerte in kleiner Besetzung oder virtuelle Hausführungen freuen.
So ein Theater!
Aktuell ist das Deutsche Theater Berlin damit beschäftigt, jeweils täglich um 18 Uhr auf der eigenen Webseite eine Geschichte von Giovanni Boccaccios „Decamerone“ vorzutragen. Dabei nimmt sich jeweils ein Ensemble-Mitglied die Zeit, diese Geschichten vorzulesen. Unter dem Motto „Zwangsvorstellungen“ publiziert die Berliner Schaubühne aktuell Theateraufzeichnungen mehrerer Jahrzehnte, die sich vom Gründungszeitraum bis heute erstrecken. An jedem Tag um Punkt 18 Uhr dürfen sich Zuschauer auf Grußbotschaften von Mitgliedern des Ensembles freuen. Die jeweiligen Mitschnitte stehen jeweils von 18.30 bis 24 Uhr bereit.
An dieses Konzept knüpfen außerdem die Münchner Kammerspiele an. Aktuell präsentieren die Kammerspiele täglich interne Mitschnitte ihrer Inszenierungen des Spielplans.
Unterhaltung für Kinder
Wegen der aktuellen Corona-Krise ließ sich Harry Potter-Erfinderin J. K. Rowling ebenfalls ein besonderes Konzept einfallen. Die Autorin räumte einen digitalen Zugang ein, in dem Jung und Alt das Hogwarts-Zauberuniversum hautnah erleben können. Die Rede ist von der Plattform „Harry Potter at Home“, die beispielsweise Links zu unentgeltlichen Versionen des ersten Buchs der Lesereihe bietet. Dieses Angebot wird um Ratespiele, Videos oder Puzzles ergänzt, die beispielsweise Anleitungen zum Malen versprechen.
Die Sender SWR sowie NDR führen regelmäßig Vorlesestunden mit bekannten Kinderbuchautorinnen und Autoren durch. Via Livestream lesen deshalb Schriftsteller und Schriftstellerinnen wie Andreas Steinhöfel oder Cornelia Funke in ihren Wohnzimmern aus ihren Büchern vor. An Wochentagen beginnen die Vorlesestunden für Kinder ab fünf Jahren um jeweils 16 Uhr. Später können sich Zuschauer die Lesungen dann als Mitschnitte ansehen