Albertina Modern – Wiens neues Museum für Kunst der Moderne und Gegenwart
Albertina Modern: So lautet der Name von Wiens neuem Museum für moderne Kunst. Der zweite Standort der Albertina zählt mit einer Sammlung von mehr als 60.000 Werken von etwa 5.000 Künstlern und Künstlerinnen zu einem der größten Museen für Kunst der Gegenwart: Welch eine Bereicherung für die Museumslandschaft von Österreich und dessen Haupstadt.
„The Beginning“: Ein treffender Titel für die erste Ausstellung
Die neue Dependance der Albertina aus Wien ist allerdings weit mehr als ein kleiner Nebenstandort.
Dank des großen Sammelsuriums an Kunstwerken ist das Haus schon heute eines der bedeutungsvollsten Museen für Gegenwartskunst des gesamten Landes.
Die erste im Museum ausgetragene Ausstellung könnte kein treffenderes Motto haben. „The Beginning“ ist der Titel der Ausstellung, die rund um moderne Kunst Einblicke in künstlerische Entwicklungen der Nachkriegsgeschichte gewährt.
Die Bandbreite an Galerien, die sich diesem Thema widmen, ist groß. Denn auch in anderen großen Städten wie Dresden werden Besucher in Ausstellungen willkommen geheißen, die mit einem großen Repertoire an zeitgenössischer Malerei bis hin zu abstrakter Kunst aufwarten – darunter die Galerie Inspire Art.
Themengebiete der Sonderausstellung
„The Beginning“ ist allerdings nicht nur der Beginn einer völlig neuen Geschichte dieses Künstlerhauses aus Wien. Die Sonderausstellung setzt sich mit dem künstlerischen Neubeginn in Wien nach dem Krieg von 1945 bis 1980 auseinander. In aufschlussreichen Epochenübersichten stellt die Ausstellung Entwicklungen und künstlerische Positionen über die Postmoderne zur Schau.
Dabei dürfen Werke von Kunstrichtungen wie dem Wiener Aktionismus, des Wiener Phantastischen Realismus, des kritischen Realismus, der feministischen Avantgarde, der Pop-Art sowie konkreter und kinetischer Kunst nicht fehlen.
Unterschiedliche Kunstströmungen im Blickwinkel
Detailliert geht die Ausstellung darauf ein, dass Künstler dieser Epoche bis in die 1970er Jahre hinein sogar als „entartet“ dargestellt wurden. Von Vernachlässigung oder Kriminalisierung ist die Rede, die sogar im Wiener Künstlerhaus – der heutigen Albertina Modern – stattfand. Bereits seit den frühen 1930er Jahren wurde das Haus von den Maximen des Nationalsozialismus dominiert und folgte der Vorstellung des reaktionären Kunstbegriffs.
Außerdem hat es sich die Ausstellung zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung der Avantgarde ab der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute darzustellen.
Im Fokus stehen verschiedene Kunstströmungen, die sich zum Teil sogar parallel entwickelten und mitunter völlig unabhängig voneinander den Weg in die Gesellschaft fanden.
Trotz dieser Differenzen verbindet alle Künstler der Ausstellung eine Gemeinsamkeit: Die aktive Auseinandersetzung mit den Folgen des Nationalsozialismus und Holocaust begleitet die komplette Ausstellung – inspiriert durch Künstler wie Bruno Gironcoli, Gottfried Helnwein oder Valie Export. Mit dieser Initiative möchte die Albertina Modern dazu beitragen, bislang unterschätzte Kunstakteure in einem anderen Licht zu präsentieren und diese neu zu bewerten.
Besonderheiten der Sammlung Essl
Ein weiterer inhaltlicher Dreh- und Angelpunkt ist außerdem die Sammlung Essl, die mehr als 6.000 Werke umfasst. Diese Sammlung ist dem österreichischen Unternehmer Karlheinz Essl und dessen Gattin Agnes zu verdanken, die mit der Werke-Kollektion zeitgenössischer Kunst eine der größten Privatsammlungen Europas zur Verfügung stellen. Diese Sammlung mit Fokus auf zeitgenössische Kunst nach 1945 wurde seit dem Ende der 1990er Jahre bis 2016 bereits in einem eigens eröffneten Museum bei Wien schon einer großen Öffentlichkeit präsentiert.
Doch aus wirtschaftlichen Gründen offerierte der Eigentümer ab Anfang 2014. Die künstlerische Leitung obliegt bis heute dem Ehepaar Essl. Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner übernahm den größten Teil der Sammlung. Dadurch konnte der überwiegende Teil der Werke von österreichischen Kunstschaffenden erhalten werden. Nachdem die Sammlung zumeist als Dauerleihgabe bis 2019 vermittelt wurde, ist die Kollektion mittlerweile geteilt. Haselsteiner übergab die Sammlung als langfristige Dauerleihgabe an das Museum. Die Familie Essl schenkte ihren Anteil der Albertina.
Werke von nationalen und internationalen Kunstschaffenden
Besucher der Albertina Modern haben nunmehr die Gelegenheit, Werke österreichischer Kunstschaffender wie Maria Lassnig, Valie Export, Arnulf Rainer oder Erwin Wurm zu bewundern. Internationale Kunstkollektionen schließen Werkblöcke namhafter deutscher Künstler wie Jörg Immendorff, Anselm Kiefer oder Georg Baselitz ein. Weitere Highlights der Sammlung tragen die Handschrift renommierter Kunstakteure wie Cindy Sherman, Andy Warhol oder Robert Longo.
Einige dieser Werke befinden sich im Eigentum des deutschen Galeristen und Kunsthändlers Rafael Jablonka, der die Albertina schon 2019 übernahm.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Die Albertina Modern befindet sich am Wiener Karlsplatz. Das im Stadtzentrum der österreichischen Hauptstadt gelegene Gebäude wurde in den 1860er Jahren von dem Architekten August Weber erbaut. Bei dem Bauprojekt ließ sich der Bauherr von einer italienischen Villa im Stil der Renaissance nach Jacopo Sansovino inspirieren. Nach der Eröffnung wurde das Künstlerhaus als Ausstellungsort für Architektur, Bildhauerei, Malerei und angewandte Kunst genutzt. Beispielsweise galt das Haus über mehrere Jahrzehnte hinweg als Schauplatz von Sonderausstellungen wie „Traum und Wirklichkeit. Wien 1870 bis 1930“. Nach einer umfassenden Renovierung in den vergangenen Jahren wurden das Unter- und Erdgeschoss danach erneut als Ausstellungsflächen genutzt. Im Obergeschoss ist der Verein „Künstlerhaus – Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs“ ansässig.
Das Museum ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Für Besucher bis zu 19 Jahren ist der Eintritt frei. Erwachsene bezahlen 18,90 Euro pro Eintrittskarte.