Immer mehr Mobbing unter Erwachsenen
Immer mehr Erwachsene sind von Mobbing betroffen. Zur Debatte steht vor allem digitale Hetze, sogenanntes Cybermobbing.
Eine „bedrohliche Dynamik“
Gemäß einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Untersuchung des Bündnisses gegen Cybermobbing ist der Anstieg ein Indiz für eine „bedrohliche Dynamik“, die durch die Umstände der Corona-Pandemie noch einmal zusätzlich verschärft wird.
Wie die repräsentative Studie mit dem Titel „Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen“ verdeutlicht, sind jüngere Menschen und Frauen besonders stark von dieser Entwicklung betroffen.
Im Rahmen der Untersuchung wurden insgesamt 4.000 Personen im Alter von 18 und 65 Jahren befragt. Von den Probanden leben rund 2.000 Personen in Deutschland, 1.000 Befragte in Österreich und der verbleibende Anteil in der deutschsprachigen Schweiz.
Eine angespannte Situation
Gemäß Aussagen von Uwe Leest als Vorstandsvorsitzendem des Karlsruher Bündnisses hat sich die Situation seit einer repräsentativen Vorgängerstudie aus dem Jahr 2018 deutlich verschärft. Seitdem ist die Anzahl an Opfern von Cybermobbingattacken bundesweit um etwa 25 Prozent angestiegen.
Mittlerweile sind ungefähr fünf Millionen aller Erwachsenen bis 65 Jahre von dem Problem betroffen. Insgesamt wurden in Deutschland knapp ein Drittel aller Befragten schon einmal durch Mobbingattacken in Mitleidenschaft gezogen. Dieser Anteil würde im Rahmen einer Hochrechnung einem Anteil von etwa 17 Millionen Betroffenen entsprechen.
Viele Mobbing-Probleme am Arbeitsplatz
Die meisten Probleme durch Mobbing entstehen in der Arbeitswelt. Doch auch im privaten Bereich nehmen Mobbingattacken deutlich zu. Durch die erdrückende Pandemiesituation wird der Zustand noch zusätzlich verstärkt.
Weil Eltern aufgrund geschlossener Kindertageseinrichtungen und Schulen für längere Zeit nicht ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen konnten, wurden sie durch Kollegen und Vorgesetzte stark unter Druck gesetzt.
Dadurch gingen digitale Attacken ins Homeoffice über.
Datenschutz ist Täterschutz
Andere Betroffene berichten, dass sie von Cybermobbern zum Teil über mehrere Jahre hinweg Morddrohungen erhalten, ohne dass die Täter ausfindig gemacht werden können. Schließlich sind sich Cybermobber bewusst, dass sie in aller Regel keine Konsequenzen erleiden müssen. Datenschutz wirkt sich in diesen Fällen automatisch als Täterschutz aus. Diese Tatsache führt dazu, dass Internetmobbing so gut wie nicht geahndet wird und Täter von der Anonymität im Netz profitieren. Dieser Umstand führt dazu, dass Meinungsfreiheit im Internet über der Menschenwürde steht.
Zudem zieht die „Generation Smartphone“ aus diesen Erfahrungen ihre Konsequenzen. Wer schon während der Schulzeit gelernt hat, dass Cybermobbing nicht bestraft wird, übernimmt diese gelernten Verhaltensweisen automatisch mit in die Arbeitswelt.
Psychische und psychosomatische Probleme
Gemäß der Studie beeinträchtigen die virtuellen Attacken ebenfalls die eigene Gesundheit. Ungefähr 15 Prozent aller Menschen beschrieben sich in der Befragung selbst als suizidgefährdet.
Damit hat sich der Anteil an unter Selbstmordgedanken leidenden Personen seit 2021 um drei Prozent erhöht.
Zwischen 15 und 20 Prozent aller Opfer bestätigten außerdem, aufgrund des Mobbings vermehrt zu Drogen, Medikamenten und Alkohol gegriffen zu haben. Häufig mündet Mobbing in psychosomatischen und psychischen Problemen, die schlimmstenfalls ein ganzes Leben lang andauern.
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