Europäische Mautsysteme im Vergleich
In Deutschland sind Pkw-Fahrer von Mautgebühren befreit, während in den meisten anderen europäischen Ländern diese Kosten anfallen.
Wer gut vorbereitet zu Autofahrten durch Europa aufbrechen möchte, sollte sich schon im Vorfeld detailliert über einzelne Mautsysteme informieren.
Was ist eine Maut?
Eine Maut ist eine Gebühr, die Betreiber von Brücken, Tunneln oder Straßen für deren Nutzung kassieren. Diese Einnahmen nutzen die Betreiber wiederum dafür, die jeweiligen Streckenabschnitte instand zu halten, zu unterhalten oder zu reinigen.
Die Kostenerhebung soll ebenfalls vermeiden, dass zu viele Autofahrer diesen Streckenabschnitt befahren und sich die Umweltbelastung in der Region massiv erhöht.
Es gibt keine einheitliche Pkw-Maut in ganz Europa. Stattdessen müssen Autofahrer, abhängig vom jeweiligen Mautsystem, entweder online registrieren, Vignetten erwerben oder die Gebühren an speziellen Mautstellen entrichten.
Die Vignette
Für einige Streckenabschnitte erhalten Pkw-Besitzer eine Vignette als Zahlungsnachweis. Diese sogenannte zugangsbezogene Gebühr bezahlen Autofahrer unabhängig davon, ob sie die Strecken überhaupt befahren. Die Gültigkeit dieser Mautvignetten in Europa erstreckt sich über einen festgelegten Zeitraum und muss deutlich sichtbar an der Pkw-Frontscheibe befestigt werden.
Solche Vignetten sind beispielsweise an Tankstellen, beim ADAC oder unmittelbar in Grenzgebieten erhältlich. Die Vignetten gelten stets für einen bestimmten Zeitraum und sind unter anderem in Österreich, in der Schweiz oder in Slowenien erforderlich.
Besonderheiten einer streckenbezogenen Maut
In vielen Regionen richtet sich die Höhe der bezahlten Maut nach den gefahrenen Kilometern. Zudem wirken sich Faktoren wie das Gewicht und die Höhe des Fahrzeugs sowie die Anzahl der am Fahrzeug befindlichen Achsen auf die Maut-Berechnung aus.
Bei dem als nutzungsabhängige Gebühr bekannten Verfahren werden die Gebühren via Kreditkarte oder an einem Mauthäuschen erhoben.
Monats-Tickets sind im Vergleich zu Einzel-Tickets für Pkw-Fahrer geeignet, die bestimmte Autobahnstrecken besonders häufig nutzen. Eine weitere Alternative sind Prepaid-Karten, dank derer bestimmte Streckenabschnitte relativ günstig bezahlt werden können. Aufgrund längerer Wartezeiten an Mautstellen nimmt die Bezahlung einer streckenbezogenen Maut oft sehr viel Zeit in Anspruch.
Maut im fließenden Verkehr
In einigen Ländern erfolgt die Mauterhebung im fließenden Verkehr, ohne dass sich Pkw-Fahrer im Vorfeld registrieren müssen. Diese Form der Mauterhebung erfolgt, indem die Pkw-Kennzeichen beim Passieren von automatischen Mautstationen fotografiert werden.
Nach einer entsprechenden Kontrolle erhalten die Fahrzeughalter daraufhin eine Rechnung mit allen wichtigen Informationen zur Durchfahrt, der offenen Geldsumme und dem Fahrzeug. Ein Rechnungsversand ist postalisch ohne zusätzliche Gebühren möglich.
Elektronische Erfassung über die digitale Vignette
Einige Länder berechnen die Maut, nachdem die Pkw im Vorfeld elektronisch erfasst worden sind. Ein Beispiel ist die digitale Vignette als Mix aus elektronisch erfasster Maut und Vignette. Diese Systeme kommen aktuell in der Tschechei, der Schweiz und Österreich zum Einsatz.
Im Vorfeld erfassen die Autobahngesellschaften die Kfz-Kennzeichen über ein spezielles System.
Ist an der Frontscheibe keine Vignette sichtbar, kontrolliert ein Gerät, inwiefern die digitale Vignette registriert ist. Die digitale Vignette kommt europaweit beispielsweise in Bulgarien, Österreich, Rumänien, der Schweiz, Slowenien oder Tschechien zum Einsatz.
Die streckenbezogene Maut
Im Falle einer streckenbezogenen Maut muss das Kennzeichen und das Fahrzeug unmittelbar vor Antritt der Reise registriert werden. Anschließend wird eine Mautbox oder ein Chip direkt im Kfz registriert. An Mautstellen passieren Fahrzeugführer die gekennzeichnete Spur und müssen alternative keine Tickets an den Automaten ziehen. Zusätzlich erfassen Kameras die Fahrzeuge automatisch, so dass sich die Schranke automatisch öffnet.
Indem die Daten abgespeichert werden, werden die Kosten automatisch vom Konto der Fahrzeugbesitzer abgebucht. Diese Systeme kommen beispielsweise in Frankreich zum Einsatz.
Die streckenbezogene Maut gilt unter anderem für Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Norwegen, Polen, Portugal, Spanien oder die Türkei.
Was ist eine Zusatzmaut?
Nicht alle Strecken können über eine streckenbezogene Maut oder Vignette bezahlt werden. In einigen Ländern müssen Fahrzeugbesitzer zusätzlich mit einer Zusatzmaut für bestimmte Streckenabschnitte rechnen. Dieser Fall tritt oftmals bei einer Überquerung von Brücken ein. Ein Beispiel ist die Øresundbrücke, die zwischen Kopenhagen und Schweden verläuft.
Je nach Fahrzeuglänge werden für eine Überfahrt zwischen 29 und 208 Euro fällig.
Können bestimmte Streckenabschnitte nicht mit einem Fahrzeug passiert werden, ist eine Autoverladung erforderlich. Diese Option ist insbesondere in der Schweiz üblich.
Die Innenstadtmaut
Mit der Innenstadtmaut oder der sogenannten City-Maut soll vermieden werden, dass zu viele Fahrzeuge durch die Innenstadt fahren. Deshalb soll die Innenstadtmaut ein Anreiz dafür sein, die Innenstädte entweder weiträumig zu umfahren oder alternativ öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Eine Berechnung der City-Maut ist entweder strecken-, uhrzeit- oder saisonbezogen. Eine weitere Option ist eine Erhebung der City-Maut durch Umweltplaketten. Die Höhe der kostenpflichtigen Umweltplaketten richtet sich nach der jeweiligen Emissionsklasse des Fahrzeugs.
Wer keine Umweltplakette besitzt, darf die gekennzeichneten Areale nicht befahren. In Frankreich gibt es neben einigen dauerhaft bestehenden Umweltzonen auch einige temporäre Areale, in denen die Zahlungspflicht nur bei Überschreitung festgelegter Luftschadstoffkonzentrationen besteht.
Höhe der Maut für Pkw in Europa
Der Preis für die Vignette richtet sich in erster Linie nach deren Gültigkeitsdauer. Die streckenabhängige Maut variiert je nach dem jeweiligen Abschnitt der Strecke und dem Land, in dem sie erhoben wird.
ADAC-Mitglieder können sich für jede Strecke innerhalb Europas auch einen speziellen Routenplaner erstellen lassen.
Mautverstoß – welche Strafen drohen?
Wenn Autofahrer ohne gültige Vignette oder registriertes Kennzeichen auf Mautstrecken fahren, müssen sie mit einer Geldstrafe rechnen. Länder haben unterschiedliche Regelungen zu diesem Vergehen. Beispielsweise ist eine Nachzahlung einer Ersatzmaut innerhalb bestimmter Zeiträume möglich.
Kosten für die Bußgelder erstrecken sich ab 50 Euro in Ungarn und reichen bis zu 800 Euro für einen Mautverstoß in Slowenien.
Spezielle Regelungen für Wohnmobile
Die Berechnung der Maut für Wohnmobile variiert von Land zu Land. Während in Italien die Höhe der Vorderachse maßgeblich ist, sind in der Niederlande die Gesamthöhe und Gesamtlänge der Wohnmobile entscheidend.
In Norwegen ist es nur ausschlaggebend, ob ein Fahrzeug mehr oder weniger als 3,5 Tonnen wiegt.
Einige Länder differenzieren generell zwischen Wohnmobilen und Pkw.
Optimale Reiseplanung mit guter Vorbereitung
Europaweit gibt es unterschiedliche Regelungen zur Maut. Deshalb sollten sich Autofahrer schon im Vorfeld ausführlich über entsprechende Anforderungen informieren.
Wer durch mehrere Länder fährt, sollte böse Überraschungen vermeiden und sich über alle erforderlichen nationalen Vorschriften informieren.