Erste Kreuzfahrtschiffe stechen wieder in See – Eine gute Idee?
Monatelang wurde weltweit eine Reisewarnung verhangen. Kreuzfahrten waren aufgrund des erhöhten Corona-Risikos tabu. Nun stechen die ersten Kreuzfahrtschiffe wieder in See. Doch worauf müssen sich Passagiere einstellen?
Erste Flotten nehmen Kurs auf
Für die meisten europäischen Länder wurde die weltweite Reisewarnung mittlerweile aufgehoben. Immer mehr Urlaubsländer heißen Gäste aus dem Ausland willkommen. Zudem werben Reiseveranstalter mit lukrativen Angeboten. Kreuzfahrten wurden bislang als besonders gefährlich eingestuft. Schließlich ist der Kontakt mit anderen Menschen auf den schwimmenden Giganten unumgänglich.
Vor Ort sind ideale Bedingungen vorhanden, damit sich das Virus ungehindert ausbreiten kann. Dennoch nehmen die Flotten der ersten Kreuzfahrtanbieter wieder die Routen auf.
Ein kompletter Start ist aktuell unmöglich
Ein kompletter Start für die Kreuzfahrtsaison ist aktuell nicht vorgesehen.
Vielmehr hängt der Beginn einzelner Routen davon ab, zu welchem Zeitpunkt welche Grenzen öffnen.
Hierfür bedürfe es nicht nur einer Aufhebung der weltweiten Reisewarnung. Zugleich müssten alle Zielländer die Erlaubnis erteilen, dass die Kreuzfahrtschiffe in den jeweiligen Häfen anlegen dürfen. Nichtsdestotrotz finden die ersten Kreuzfahrten schon wieder statt.
Start der Hurtigruten
Bereits seit dem 16. Juni 2020 sind die Hurtigruten ab dem norwegischen Bergen wieder auf den üblichen Postschiffrouten unterwegs. Erstmals setzt die Reederei das Hybrid-Expeditionsschiff Fridtjof Nansen für Fahrten ab Hamburg ein.
Vom 26. Juni bis zum 4. September 2020 schippert das Schiff sechsmal an der norwegischen Küste entlang. Die Reise zu den malerischen Fjordlandschaften ist damit gesichert. Reisen ab Hamburg können ab sofort gebucht werden. Die Seereisen schließen unter anderem eine Umrundung des Nordkaps, Abstecher zur Inselgruppe der Lofoten, dem Troll- und Geiranger-Fjord ein.
Neubeginn der Color Line
Zur Color Line gehören Schiffe, die regelmäßig zwischen Kiel und Oslo verkehren. Der Standard sowie das Unterhaltungsangebot ist jedoch dem Niveau eines klassischen Kreuzfahrtschiffs angepasst.
Bei diesen Kreuzfahrtschiffen gibt es jedoch keine typische Saisonalität. Die Fahrten werden über das gesamte Jahr hinweg angeboten. Deshalb hing der Start nur von der Grenzöffnung Norwegens ab.
Gute Nachrichten von der Arosa Flussschiff GmbH
Nachdem Douro-Kreuzfahrten seit dem 17. Juni 2020 wieder stattfinden, nahm die Arosa Flussschiff GmbH mittlerweile ebenfalls wieder Fahrten auf der Donau und dem Rhein in ihr Repertoire auf.
Aktuell wurde der Neustart für Reisen in Frankreich für den 11. Juli gemeldet. Wie Geschäftsführer Jörg Eichler bereits betonte, können die ersten Gäste die Fahrten kaum erwarten.
Welche Routen fallen der Corona-Pandemie zum Opfer?
Kreuzfahrten durch die Karibik, durchs Mittelmeer oder zu den skandinavischen Küsten erfreuten sich vor der Corona-Krise besonders großer Beliebtheit. Doch in der Kreuzfahrtbranche herrscht seit mehreren Monaten Stillstand.
Nahezu alle Routen sind abgesagt. Obwohl die Ampeln für die ersten Routen wieder auf „grün“ stehen, können zahlreiche Reiseziele aufgrund aktueller Reisewarnungen überhaupt nicht angefahren werden. Diese Regelungen gelten beispielsweise für folgende Regionen:
- In Kanada sind Kreuzfahrtanläufe bis mindestens Ende Oktober untersagt
- Der Einreisestopp für Europäer gilt in den USA bis auf weiteres
- TUI Cruises sagte alle Mittelmeer-Reisen bis Ende August 2020 sowie Kreuzfahrten nach Südafrika bis Winter 2020/2021 ab
- Reisen in die Karibik wurden durch MSC bis Mitte September abgesagt
- für außerhalb von Europa gelegene Staaten wie Irland, Malta oder Großbritannien gilt aktuell noch eine generelle Reisewarnung
Wie verändern sich die Aufenthalte an Bord der Kreuzfahrtschiffe?
Gäste von Kreuzfahrtschiffen müssen mit erheblichen Einschränkungen rechnen.
Beispielsweise müssen alle Passagiere vorgeschriebene Hygiene- und Abstandsregelungen strikt einhalten.
Zugleich sind die Kapazitäten auf den Kreuzfahrtschiffen deutlich reduziert. Hurtigruten ergänzte Sicherheits- und Hygienestandards zusätzlich. Für eine Kontrolle von Oberflächen wird UV-Licht eingesetzt. Das Servicepersonal der Schiffe entnimmt regelmäßig mikrobiologische Proben und überprüft diese im Labor. Mahlzeiten werden durch weitere Essenszeiten in Restaurants sowie einen umfassenden á-la-carte-Service abgesichert. Markierungen wurden auf den Schiffen gekennzeichnet, um eine Abstandswahrung zu ermöglichen.
Weitere Sicherheitsmaßnahmen auf anderen Kreuzfahrtschiffen
Die Color Line betont ebenfalls, Hygiene- und Abstandsregeln an aktuelle Bedingungen angepasst zu haben. Zudem sind generell weniger Gäste an Bord erlaubt. TUI Cruises betont in diesem Zusammenhang, „zusätzliche infektionspräventive Maßnahmen“ einzuleiten.
Diese Maßnahmen würden bislang existente strenge Prozesse deutlich übersteigen. Die Schiffe der Reederei werden ebenfalls nicht mit voller Auslastung starten. Zudem wurden Anpassungen des Check-In-Bereichs vorgenommen.
Müssen Touristen mit höheren Preisen für Kreuzfahrten rechnen?
Bei der Color Line bewegen sich die Preise trotz der Anpassungen auf einem konstanten Niveau. Zahlreiche Kreuzfahrtanbieter haben sich hingegen noch nicht zu dieser Frage geäußert.
Um die Abstandsregeln zu wahren, stechen die Schiffe von Hurtigruten maximal mit halber Auslastung in See. Passagiere können die Reise ab 4.790 Euro buchen.
Was geschieht, wenn auf dem Kreuzfahrtschiff das Corona-Virus ausbricht?
Bei einem festgestellten Virus-Ausbruch wenden die Reedereien gezielt Strategien an. Beispielsweise betonen Mitarbeiter der Color Line, dass Infektionsfälle direkt isoliert und Heimquarantäne angeordnet würde.
Können gebuchte Kreuzfahrten storniert werden?
Sagen Reiseveranstalter die Kreuzfahrten ab, werden die Reisen automatisch storniert. In diesem Fall vergeben Reedereien wie MSC Kreuzfahrten beispielsweise Gutscheine, die deren Besitzer für spätere Kreuzfahrten verwenden können.
TUI Cruises sichert seinen Kunden eine kostenlose Umbuchung bis maximal fünf Tage vor der Abreise für Kreuzfahrten bis zum 31. Oktober 2020 zu. Zahlreiche andere Reiseanbieter haben ihren Kunden ebenfalls kulante Umbuchungs- und Stornierungsoptionen eingeräumt. Generell gilt, dass Befürchtungen um eine Infektion nicht genügen, um eine unentgeltliche Stornierung zugesprochen zu bekommen. Deshalb sind Reisende gut beraten, sich im Vorfeld beim jeweiligen Reiseveranstalter zu informieren.