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Droht ein Ende des Start-Up-Booms in Deutschland?

Droht ein Ende des Start-Up-Booms in Deutschland?
Droht ein Ende des Start-Up-Booms in Deutschland? | Foto: © dragonstock #241513915 – stock.adobe.com

Im vergangenen Jahr trauten sich immer weniger Neugründer, auf dem Markt in Deutschland Fuß zu fassen. Im zweiten Halbjahr 2022 ging der Anteil an Neugründungen besonders stark zurück.

Deutlich weniger Neugründungen als im Vorjahr

2022 wurden in Deutschland wesentlich weniger Start-Ups gegründet als im Jahr zuvor. Laut einer Untersuchung des Start-Up-Verbands sowie des Branchendienstes Startupdetector gab es insgesamt 18 Prozent weniger Neugründungen als im Vorjahr.

Im zweiten Halbjahr von 2022 belief sich der Rückgang sogar auf 33 Prozent.

Dieser Rückgang gilt als stärkster Einbruch innerhalb eines sechsmonatigen Zeitraums seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2019.

Deutlich weniger Neugründungen als im Vorjahr
Deutlich weniger Neugründungen als im Vorjahr | Foto: © alotofpeople #114293458 – stock.adobe.com

Konjunktur als ausschlaggebender Grund

Als Grund für den Rückgang gibt der Verband die unsichere Konjunktur an. Wie die stellvertretende Verbandsvorsitzende Madgalena Oehl betonte, wirkt sich die aktuell bestehende schwierige konjunkturelle Situation auch nachteilig auf Start-Ups aus. Dieser Rückgang könnte die ohnehin schon lahmgelegte Innovationskraft des Landes noch einmal zusätzlich verschärfen.

Umso wichtiger sei es deshalb, einen Zuzug von Fachkräften zu forcieren. Ähnliche Argumente präsentiert der deutsche Digitalverband Bitkom, dessen Präsident erst kürzlich Sorgen um eine „digitale Zeitenwende“ äußerte. Ein wichtiger Grund zur Sorge sind beispielsweise die rund 137.000 offenen Stellen im IT-Bereich.

Konjunktur als ausschlaggebender Grund
Als Grund für den Rückgang gibt der Verband die unsichere Konjunktur an | Foto: © metamorworks #523931469 – stock.adobe.com

Viele neue Start-Ups in München

Der Untersuchung zufolge gab es in München erstmals mehr Gründungen als in der einstigen Start-Up-Metropole Berlin.

Wurden für 2022 in der bayerischen Landeshauptstadt durchschnittlich 14,5 Gründungen je Einwohner:in vermerkt, betrug der Anteil in Berlin 13,6 Gründungen.

Ein Grund für diese Unterschiede ist unter anderem das „universitätsnahe Ökosystem“, das in München dank umliegender Universitätsstädte wie Aachen, Karlsruhe oder Heidelberg gewährleistet wird.

Branchen im Überblick: Gewinner und Verlierer

Im Gegenzug nimmt Berlin bei Investitionen von sogenannten Wagniskapitalgebern bundesweit dennoch einen Spitzenplatz ein. Etwa 50 Prozent von insgesamt knapp zehn Milliarden Euro flossen allein im Jahr 2022 in die deutsche Hauptstadt. Ein Rückgang wurde bei der Finanzierung junger Firmen vermerkt. Start-Ups erhielten im Jahr 2022 insgesamt 43 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Infolgedessen gab es weniger Großabschlüsse. Investoren wollten deutlich rentabler agieren. Die meisten Unternehmen gründeten ihre Start-Ups in Bereichen wie Klimaschutz, Kryptowährungen wie Bitcoin oder der Blockchain-Technologie. Im Onlinehandel, bei der Software- und Finanztechnologie ging der Anteil an Neugründungen hingegen deutlich zurück.