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Gesundheitsrisiko Überarbeitung – WHO rechnet mit Tausenden an Todesfällen

Gesundheitsrisiko Überarbeitung
Gesundheitsrisiko Überarbeitung – WHO rechnet mit Tausenden an Todesfällen

Einer aktuellen UN-Studie zufolge kosten lange Arbeitszeiten alljährlich Hunderttausenden an Menschen ihr Leben.
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO sowie die Weltgesundheitsorganisation WHO mutmaßen, dass allein im Jahr 2016 etwa 347.000 Menschen an einer koronaren Herzerkrankung und 398.000 Betroffene an Schlaganfällen verstarben, weil sie regelmäßig 55.000 Wochenstunden oder mehr arbeiteten.

Millionen an verlorenen gesunden Lebensjahren

Zu diesem Thema äußerte sich WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus besonders kritisch. Seiner Meinung nach sei kein Job dieses Risiko wert. Deshalb sind Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer dazu aufgefordert, sich auf Limitierungen zum Schutz der arbeitenden Bevölkerung zu einigen.

Durch die Überarbeitung gingen der Auswertung zufolge 2016 auf der ganzen Welt rund 23 Millionen an gesunden Lebensjahren verloren.

Damit ist dieser Anteil höher als durch Verletzungen oder Fehlbelastungen, die an Arbeitsplätzen bislang als häufigste Ursachen für gesundheitliche Schäden betrachtet wurden. Ab einer Wochenarbeitszeit von 55 Stunden erhöhe sich die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen drastisch.

Überarbeitung
Durch die Überarbeitung gingen der Auswertung zufolge 2016 auf der ganzen Welt rund 23 Millionen an gesunden Lebensjahren verloren

Eine erhöhte Belastung durch indirekte Faktoren

Wie Mitautor Jian Li von der kalifornischen Universität in Los Angeles betont, sind psychische und physische Belastungen eine häufige Ursache für die Erkrankungen. Zudem wirken sich indirekte Komponenten wie Schlafmangel, zu wenig Bewegung, Alkohol und Rauchen auf den allgemeinen Gesundheitszustand aus.

In der japanischen Sprache gibt es sogar eine Bezeichnung für einen Tod, der auf Überarbeitung zurückzuführen ist. Die Rede ist vom sogenannten Karoshi. Karoshi gilt einst als für Ostasien einzigartiges Phänomen, das sich mittlerweile jedoch global ausgebreitet hat. Die ILO und WHO beauftragten eine Analyse von Umfragen über Arbeitszeiten in insgesamt 154 Ländern. Diesen Ermittlungen zufolge wurden entsprechende Daten über Herzerkrankungen und Schlaganfälle mit insgesamt 1,6 Millionen Probanden abgeglichen.

Schlafmangel
Zudem wirken sich indirekte Komponenten wie Schlafmangel, zu wenig Bewegung, Alkohol und Rauchen auf den allgemeinen Gesundheitszustand aus

Mehrbelastung durch Arbeit in vielen Regionen weltweit

Gemäß Angaben der Forscher sind fast neun Prozent aller Menschen weltweit mindestens wöchentlich 55 Stunden oder gar mehr im Durchschnitt beruflich tätig. Besonders stark sind den Auswertungen zufolge Südostasien, Ostasien sowie der indische Subkontinent von dieser tragischen Entwicklung betroffen. Daran schließen sich einige Länder in Afrika sowie Südamerika an.

Dramatisch ist, dass in diesen Gefilden besonders viele Menschen ohne geregelten Arbeitsvertrag bzw. ohne feste Arbeitszeiten tätig sind.

Da der Arbeitnehmerschutz in Europa sowie Nordamerika eine besonders wichtige Rolle spiele, sind Berufstätige dieser Regionen am wenigsten belastet.

Tragische Tendenzen innerhalb der letzten 20 Jahre

Die UN-Studie bestätigt, dass sich der Anteil tödlicher Herzerkrankungen sowie Schlaganfälle mit deutlichem Bezug zur Arbeitszeit von 2000 auf 2016 massiv erhöht hat. Diese Tendenz könnte sich im Zuge der Coronakrise noch einmal zusätzlich verstärken. Schließlich trägt das Homeoffice-Konzept dazu bei, dass die Grenzen zwischen Arbeit sowie Freizeit zunehmend verschwimmen.
Im Gegenzug erhöhten Streichungen von Arbeitsstellen die Belastungen, denen verbliebene Mitarbeiter ausgesetzt sind. Deshalb sprechen sich die ILO und WHO dafür aus, dass etwaig notwendige Gesetze eingeführt sowie bestehende Arbeitszeitregeln noch stärker beachtet werden.