Was Sie über den Islam wissen sollten
Weltweit gibt es ungefähr eine Milliarde Muslime, von denen annährend drei Millionen in Deutschland leben. Der Islam stellt damit die drittgrößte Religionsgemeinschaft dar. Etwa 100.000 Deutsche sind zum Islam konvertiert, die Zahl steigt jährlich an, aber die meisten Muslime stammen aus der Türkei. Haben Sie das gewusst? Nein? Das ist nicht verwunderlich, denn in Deutschland ist das Allgemeinwissen über den Islam wenig fundiert, sondern eher mit Vorurteilen behaftet.
Hierzulande sind die häufigsten Sätze negativ und basieren auf der vermeintlichen Frauenfeindlichkeit des Islams oder darauf, dass alle Muslime Terroristen sind. Aussagen wie: „Der Islam macht die europäische Kultur kaputt“ oder „Der Islam unterwandert Europa“ sind ebenso häufig zu hören.
Wussten Sie jedoch, dass…?
… der Islam wörtlich übersetzt „Hingabe“ bedeutet?
Das Wort „Islam“ kommt aus dem Arabischen und heißt übersetzt „Hingabe“. Damit ist die Selbsthingabe zu Gott/Allah gemeint. Im religiösen Sinne bedeutet Muslim „irgendjemand oder irgendetwas, das/der sich dem wahren Willen Gottes ergibt“.
Ebenso wie die Christen und Juden glauben die Muslime, dass unterschiedliche Propheten zur Menschheit gesandt wurden. Der letzte Gesandte Gottes war Mohammed. Alle biblischen Propheten werden im Islam anerkannt und nach dessen Verständnis gilt Abraham als der erste Muslim und Prophet.
… der Koran für Muslime die unbearbeitete Offenbarung Allahs ist?
Wörtlich übersetzt bedeutet Koran „die Rezitation“ oder auch „der Vortrag“. Es handelt sich um den zentralen religiösen Text des Islam, von dem die Muslime glauben, dass er die unbearbeitete Offenbarung Allahs ist.
Der Koran soll nach deren Ansicht durch den Engel Gabriel an Mohammed mündlich offenbart worden sein, während dieser sich in einem tranceähnlichen Zustand befand.
Diese „Offenbarung“ ereignete sich nach und nach über einen Zeitraum von ungefähr 23 Jahren und endete im Jahr von Mohammeds Tod.
Einige von Mohammeds Gefährten kannten den Koran auswendig und beschlossen, die Texte in einem Band/Buch zu sammeln, sodass es aufbewahrt werden konnte. Die Korankapitel werden „Suren“ genannt und die Verse „Ayahs“. In arabisch verfasst sind die Muslime der Ansicht, dass das Buch keinesfalls in eine andere Sprache übersetzt werden darf. Jede Übersetzung könne demnach Fehler enthalten, da es eine Interpretationsfrage sei.
Im Koran selbst sind theologische Fragen sowie religiöse Riten des Islams enthalten. Außerdem fordert er zu guten Taten und Buße auf, beschreibt das Jüngste Gericht und dessen Schrecken sowie Anweisungen über das Straf- und Zivilrecht. Adressaten sind Männer und Frauen gleichermaßen.
… die wichtigste Quelle NACH dem Koran die Sunna ist?
Als zweitwichtigste Quelle des Islam ist die Sunna bekannt. Hierbei handelt es sich um Überlieferungen der Taten und Aussagen des Propheten Mohammed. Darin enthalten sind die sogenannten „fünf Säulen des Islam“.
Gemeint sind die fünf religiösen Pflichten, die Mohammed als gläubiger Muslim zu erfüllen hat:
- Glaubensbekenntnis: „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet“
- Fünfmal am Tag beten
- Ramadan: Ein islamischer Monat, indem die Muslime von Sonnenaufgang bis -untergang nichts zu sich nehmen dürfen/fasten müssen
- Almosensteuer: Einen gewissen Teil des Einkommens müssen Muslime für karikatives Bestreben abgeben
- Pilgerfahrt nach Mekka: Jeder Muslim muss einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern, sofern er in geistiger und körperlicher Verfassung dazu ist
… es zwei Hauptkonfessionen des Islam gibt?
Die beiden Hauptkonfessionen des Islam sind Sunniten und Schiiten. Muslime haben ein ähnliches Glaubensbekenntnis (shahadah), das grob übersetzt wird als: „Es gibt keinen Gott außer Allah, Muhammad ist der Gesandte Allahs.“ Die Schiiten setzen jedoch einen zusätzlichen Satz auf: „Ali ist der Freund Allahs. Der Nachfolger des Gesandten Allahs und sein erster Kalif. “ Ali war Mohammeds Cousin und Schwiegersohn und der Grund, warum diese Gruppen oft gegeneinander sind.
Rund 85 Prozent der Muslime der Welt sind Sunniten, während nur etwa 15 Prozent Schiiten sind.
Der Iran ist überwiegend schiitisch, während Saudi-Arabien und fast alle anderen arabischen Länder sunnitisch sind.
… viele muslimische Frauen den Schleier freiwillig anlegen?
Heutzutage legen viele muslimische Frauen den Schleier freiwillig an. Sie möchten damit ein Zeichen gegen die westlichen Weiblichkeitsideale setzen, da sie diese ablehnen. Die meisten muslimischen Staaten erkennen die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Verfassung an. Frauen werden demnach als vollberechtigte Bürger betrachtet und haben die allgemeinen Rechte und Freiheiten, die jeder andere Bürger auch hat.
Nicht in jedem Staat kommt dieser Umstand gänzlich zur Wirkung, da einige Staaten die Religion als Gesetzesgrundlage nutzen. Dennoch sind Frauen mit Hochschulabschlüssen heute keine Seltenheit mehr. Frauen besetzen zudem zunehmend leitende Positionen und nehmen z.B. ca. 50 Prozent der Plätze in Werbeagenturen und Redaktionen in Anspruch. In den natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern der Unis in der Türkei sind die meisten Lehrkräfte ebenfalls weiblich.